Die Gehörschnecke ist ein Projekt, das sich mit dem Phänomen des Hörens beschäftigt. Und zwar mit dem Hören im weitesten Sinn: Hören als sinnliche Erfahrung, Hören als Mittel der Orientierung, Hören als Quelle des Wissens und der Erfahrung, Hören als sozialer Sinn …
Das Gehör ist eigentlich ein Tastorgan, das von Schallwellen berührt wird. In dieser Weise ist es sehr intim und persönlich und ungeschützt den Geräuschen und Klängen der Umwelt ausgeliefert. In der Gehörschnecke – der Colchea – im Innenohr kommt das gesamte hörbare Klangspektrum ungefiltert an, und wird dort erst in elektrische Impulse umgewandelt und anschließend im Gehirn verarbeitet. Hören und Zuhören sind somit Prozesse, die im Gehirn passieren und gelernt, trainiert und verlernt werden.
Besonders in einer immer stärker visuell geprägten Gesellschaft, in der der optische Eindruck – die gut sitzende Frisur, die ansprechende Website oder das perfekt inszenierte Selfie – von zentraler Bedeutung sind, wird es immer wichtiger, auch zuzuhören.
In forschender und spielerischer Weise lädt die Gehöschnecke dazu ein, die Umwelt, durch die wir uns täglich bewegen, zu erkunden und aus neuen Richtungen zu hören: das Ticken einer Uhr, das Rauschen des Stadtverkehrs, das Rascheln der Blätter im Wind.
Teil des Projektes ist das monatliche Radiofeature “Die Gehörschnecke – Die Sendung zum Zuhören“, das auf Radio Orange, Radio FRO und Radio B138 ausgestrahlt wird. Anliegen der Sendung sind das bewusste Hören, das aufmerksame (Zu)Hören, das Aufbrechen von Hörgewohnheiten, das kritische Hören und das Zuhören als soziale Kompetenz.
Nebenbei entsteht auch ein Archiv an Geräuschen, das den vernachlässigten, überhörten und unpopulären Umweltklängen gewidmet ist – eine Sammlung zum Herumstöbern, Staunen und genau Hinhören.
Werte Redaktionär(r)_innen !
Zunächst einmal herzlichen Dank für Ihren Beitrag auf Radio Orange von gestern.
Es waren höchst hörenswerte 30 Minuten, die da meinen Montagabend bereicherten.
Allerdings schien mir der Klangbeitrag von der Jauntalbrücke an der Stelle des darüber
fahrenden Zuges etwas zu leise. In meiner Erinnerung an den Frühsommer 2017 konnte ich den Zug eher früher und deutlich dröhnender, die Brücke auch ziemlich metallisch scheppernder wahr nehmen ! Ich befand mich damals an der BungeeJumpabsprungstelle, also direkt schräg unter den Gleisen und musste auf das Weiterradeln warten. An welcher Stelle haben Sie ihre Aufnahme vorgenommen? Oder ist vielleicht meine Erinnerung etwas getrübt?
Zu ihrer, in der Sendung gestellten Frage nach den (Wasservogel)Rufen in der Nacht:
Intensive Recherchearbeiten unter zu Hilfenahme eines TING haben eine Rohrdommel (Botaurs stellaris) als Ursache entlarvt. Ihre Rufe werden als “weit hörbare, tiefe, dumpf klingende Rufe “ummmp” beschrieben, wobei diese Beschreibung den echten Klang nicht wirklich entspricht, die Hörprobe jedoch recht gut zutrifft.
Mit fröhlichen Grüßen und auf baldiges Wiederhören
Pit von Baeckmann
Be sinnliche Zugfahrt:
unterm Hintern die rollenden Räder, vorm Fenster draußen Nebelgrau, braune Wiesen, kahle Bäume grüßen, im Ohr ein Knistern, Knacksen und Lodern, dass es eine Freude ist! Hätt ichs geahnt, hätt ich mir beim Zugkellner vorher noch einen Tee bestellt. Bin nun ganz entknistert und entknackst und ready for the City……
Grüße von der Zuhoererin
Die Zuhoererin hat nicht gewusst, dass sie der Thaliastrasse so gern zuhoert, und dem Brunnenmarkt und der nomadischen Vielsprachigkeit eines Botschaftsviertels – da könnt man drin versinken. Vielleicht geht ja die Gehörschnecke wieder einmal auf die Straßen, jetzt wo der Wissenschaftler uns erklärt hat, was man da alles beim Hinhören heraushört?