Die Gehörschnecke ist ein Projekt, das sich mit dem Phänomen des Hörens beschäftigt. Und zwar mit dem Hören im weitesten Sinn: Hören als sinnliche Wahrnehmung, Hören als Mittel der Orientierung, Hören als Quelle des Wissens und der Erfahrung, Hören als sozialer Sinn …
Das Gehör ist eigentlich ein Tastorgan, das von Schallwellen berührt wird. In dieser Weise ist es ein sehr intimer und persönlicher Sinn. Da man die Ohren nicht verschließen kann, ist das Gehör ungeschützt den Geräuschen und Klängen der Umwelt ausgeliefert. In der Hörschnecke – der Colchea – im Innenohr kommt das gesamte Klangspektrum ungefiltert an. Dort erst wird es in elektrische Impulse umgewandelt und anschließend im Gehirn verarbeitet. Hören und Zuhören sind somit Prozesse, die im Gehirn passieren und gelernt, trainiert und verlernt werden können.
Unsere Geslleschaft ist immer stärker visuell geprägt: der optische Eindruck – die gut sitzende Frisur, die ansprechende Website oder das perfekt inszenierte Selfie – ist von zentraler Bedeutung. Gerade wegen dieser Entwicklung wird es immer wichtiger das Zuhören zu üben.
Die Gehörschnecke lädt deshalb in forschender und spielerischer Weise dazu ein, die eigene Umwelt zu erkunden und mit neuer Aufmerksamkeit zu hören: das Ticken einer Uhr, das Rauschen des Stadtverkehrs, das Rascheln der Blätter im Wind.
Herz des Projektes ist der monatliche Podcast „Die Gehörschnecke – Die Sendung zum Zuhören„, das auf Radio Orange, Radio FRO und Radio B138 ausgestrahlt wird. Anliegen der Sendung sind das bewusste Hören, das aufmerksame (Zu)Hören, das Aufbrechen von Hörgewohnheiten, das kritische Hören und das Zuhören als soziale Kompetenz.
Nebenbei entsteht auch ein Archiv an Geräuschen, das den vernachlässigten, überhörten und unpopulären Umweltklängen gewidmet ist – eine Sammlung zum Herumstöbern, Staunen und genau Hinhören.