Wenn es dann so richtig still wird, treten die leisen Laute in den Vordergrund. In der Zeit des endlosen Frühstücks ist einer davon das Zwitschern der Kaffee-Thermoskanne – ein manchmal recht entnervendes Geräusch, bis der Druck auf den Öffnungsmechanismus die erlösende Stille bringt.

Zumindest für kurze Zeit.

Im Kursraum in der Kunst-VHS in Wien Alsergrund, da gibt es ein Waschbecken, welches gar gräulich kreischende Leitungsfiepser von sich gibt, wenn man den Hahn aufdreht. Nach dem Radio/Demokratie-Workshop, durch den ich mich zusammen mit Mischa Hendel und acht unmotivierbaren Jugendlichen gekämpft habe, ist dieses Geräusch allerdings wunderbar erfrischend …

Was sich in Österreichs Klangschaft als deutlicher Unterschied zwischen Wien und dem Rest des Landes ausmachen lässt, ist der wöchentliche Probearlarm Samstagmittags. Dem Volksmund nach wird damit angekündigt, dass das Lagerhaus jetzt zusperrt und man hoffentlich schon alle nötigen Utensilien für das Bastelwochenende eingekauft hat.

Am Samstag den 29.Oktober bin ich gerade in Obermillstatt, als mich die Sirene daran erinnert, dass ich das Wiener Stadtgebiet weit hinter mir gelasen habe. Leider habe ich das Aufnahmegerät (wie so oft im richtigen Moment) nicht bei der Hand. (Un-)glücklicher Weise ertönen die Sirenen wenig später schon wieder und ich bin nach dem Probealarm gleich zur Stelle. Leider handelt es sich diesmal um einen echten Notfall. Hoffentlich geht es dem Verunglückten gut.

 

 

Wenn man nach 22 Jahren Abwesenheit wieder zurück in die Schule geht, dann sieht man vieles mit anderen Augen (von weiter oben) und hört auch mit anderen Ohren (mit größeren nämlich). Bei den Workshops, die ich mit der Initiative für Meinungsbildung und politische Aktivierung (IMpAkt) in der Polytechnischen Schule Wiener Neustadt ist mir vor allem die Pausenglocke der Marke “Friedland” ins Ohr und dann auch ins Auge gesprungen. Ein wahrer “Peacemaker”: durchdringend, gnadenlos und immer zwei Minuten zu früh.

Sommerlicher Nachgeschmack: Sonnenaufgang, Punta Križa, Cres.

Den kompletten Soundkalender 2022 gibt es hier.

 

Die Zeiten ändern sich und so auch das Soundscape, die akustische Landschaft, die uns umgibt. Manches verschwindet, manches kommt hinzu, manches fehlt einem, an manches muss man sich gewöhnen. Zu letzter Kategorie gehört ein neuer Sound des Sommers, der sicher schon manche von der Krimilektüre oder dem Schläfchen am Wasser hochfahren hat lassen: das explosive Pfeifen, wenn ein SUP-Board sein Leben aushaucht.

Auf einer Radreise entlang der slowenisch-italienischen Grenze landen wir in Gorizia auf wundersame Weise in einem Campingbus am Ufer des Isonzo, wo wir die Nacht verbringen und dem Rhythums zu lauschen, den die Regentropfen auf das Busdach klopfen.

Im Schuppen des Schrebergartens höre ich ein aufgeregtes Summen. Es kommt aus dem Spalt zwischen Dach und Außenwand und mein erster Verdacht ist natürlich: Wespennest! Spannender Weise ist es nur bei Sonnenschein wirklich gut zu hören – wegen der Arbeitstemperatur der geflügleten Insekten.

Bei einer akustischen Erforschung des Gebrummes entdecke ich, dass es sich um Hummeln handelt – also allgemeine Entspannung bis in die Fußsohlen hinunter. Das Foto vom Hummelnest, auf dem sogar der Schatten einer Bewohnerin zu sehen ist, hat aber eine schlechtere Qualität als die meisten Ufo-Sichtungen…

In der Mitte der Donau zwischen Bad Deutsch-Altenburg und Stopfenreuth treibt eine Boje im Wasser, die Fahrrinnen für die Schiffe markierend. Egentlich strömt hier der Fluß lautlos in Richtung Meer. Nur dort, wo er auf die Boje trifft, wirft das Wasser mit lautem Getöse schaumige Wellen –  wie der ständige Fluss und Wandel des Lebens, der laut und reißend wird, wenn wir uns ihm entgegen stellen. Ein wahrlich poetisches Rauschen!

In meinem Innenhof steht ein ausgewachsener Lebensbaum, bei uns besser bekannt unter dem Gattungsnamen thuja. Seit meinem Einzug habe ich ein zweigespatlenes Verhältnis zu ihm, da seine Nadeln nicht nur im Wind kein Geräusch machen, sondern er obendrein auch immergrün ist und mir mittlerweile in den Wintermonaten schon ab 11Uhr in der Sonne steht.
In Zeiten des vermehrten Homeoffice ist mir aber aufgefallen, dass jedes Jahr im März eine Bande Grünfinken den Baum aufsucht, um von seinen unscheinbaren Nüssen zu naschen und dabei grünfinkisch zu zwitschern. Das macht ihn mir immer sympathischer …

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